Carl Merz/Helmut Qualtinger

Der Herr Karl

Keller der ehemaligen Mäser-Fabrik 1997

Im Jahr 1961 verfasste das Autorenduo Carl Merz und Helmut Qualtinger gemeinsam den "Herrn Karl", dessen Titelfigur - sowohl in der bekannten Fernsehfassung als auch auf der Theaterbühne - in unvergleichlicher Weise von Helmut Qualtinger verkörpert wurde. Das Stück provozierte - mitten in der Zeit des blühenden wirtschaftlichen Aufschwunges und noch weit entfernt von Debatten über die Vergangenheitsbewältigung - jede Menge entrüsteter Kommentare, empörter Leserbriefe und aufgebrachter Politiker: Zu tief bohrten Merz/Qualtinger in die wohlanständige Volksseele und streuten Salz in allzu gern vertuschte offene Wunden. Dennoch wurde "Der Herr Karl" zu einem lang anhaltenden Erfolg und blieb Helmut Qualtingers herausragendstes Werk.

Gotthard Bilgeri spielte diesen legendären Monolog in einer unkonventionellen, aber sehr passenden Location, nämlich im Keller der ehemaligen Mäser-Fabrik in Hittisau. Die Geschichte des Lageristen in einer Lebensmittelhandlung, der während seiner Arbeit so dahin erzählt, von seinen verkrachten Frauengeschichten, von seinem politischen Mitläufertum und überhaupt von seinem - mehr schlecht als recht gelebten - Leben, unterhielt und berührte das Publikum gleichermaßen. Die NEUE titelte am 1.10.1997 im Kulturteil anerkennend: "Die Reinkarnation des 'Herrn Karl' in Hittisau"; die Vorarlberger Nachrichten fanden die Produktion "phantasiegeladen und kühn".